Das Geheimnis des Sonnenlochs – Ein "Stonehenge" in den Schweizer Bergen?
 
Ein Forschungsbericht
 
Eine dunkle, gezackte Bergkette mit einer einzelnen größeren Zacke, frühmorgens vor Sonnenaufgang. Knapp unter dem Grat bricht plötzlich Licht durch den Berg und blendet den Betrachter. Diese Szene bildet die Anfangseinstellung des Schweizer Filmes "Anna Göldin" von Gertrud Pinkus. Wie ein Symbol einbrechenden Schicksals erscheint sie an mehreren Stellen in dem nach dem gleichnamigen Buch von Evelyne Hasler gedrehten Werk über die letzte in der Schweiz hingerichtete "Hexe". Das alpine Lichtschauspiel im 800-Seelen-Dorf Elm zuhinterst im Sernftal, wo der Kanton Glarus an Graubünden grenzt, zieht jedes Jahr im Frühling und im Sommer einige Dutzend Schaulustige an. Der abgeschiedene, auf 1000 m über Meereshöhe gelegene Wintersport-Ort, aus dem die mehrfache Ski-Goldmedaillengewinnerin Vreni Schneider stammt, hat trotz großer touristischer Anziehungskraft seine Ursprünglichkeit bewahrt. Zwischen der kleinen Kirche aus dem 15.Jahrhundert und einfachen Holzhäusern erwarten sie morgens um halb neun den Moment, an dem die Sonne durch das Felsenfenster des "Martinsloches" hervorbricht und für wenige Minuten den Kirchturm und die Wiese neben dem Gotteshaus bescheint, bevor sie nochmals verschwindet und wenig später endgültig über dem Bergkamm aufgeht. Bei seinem Durchtritt durch das Loch bildet das Sonnenlicht einen sechszackigen Stern, während es kurz vorher und nachher, besonders bei dunstigen Wetter, zuweilen als ein deutlich erkennbarer, 5 km langer Strahl sichtbar wird. Dieses bemerkenswerte Phänomen stellt sich jedes Jahr am 12. oder 13. März ein, acht Tage vor dem Beginn des astronomischen Frühlings, und kann - wenn das Wetter mitspielt - auch im Herbst am 1. oder 2.Oktober, acht Tage nach dem Beginn des astronomischen Herbstes, zur gleichen Tageszeit beobachtet werden.
 
Copyright 1993 By Marco Bischof
 
Zeitschrift Esotera Nr.8, (August 1993), S.90-95

Downloads / Langversionen:

Geheimnis des Sonnenlochs.doc (124 KB)